Daten für eine bessere Gesellschaft: Die Motivationen von Datenproduzent:innen
Daten haben das Potenzial, unsere Gesellschaft zu verbessern. Eine repräsentative Datengrundlage erlaubt es uns, fundierte Entscheide zu treffen. Gerade personenbezogene Mobilitätsdaten sind für die Infrastrukturplanung besonders wertvoll. Doch warum sind Menschen bereit, ihre Daten zu teilen? Was motiviert sie dazu, ihre persönlichen Daten zur Verfügung zu stellen? In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die Motivationen von unseren Datenproduzent:innen, ihre Daten zu spenden.
Überall da, wo Daten gesammelt werden benötigen Nutzer:innen Wissen darüber, welche Daten genutzt werden um informierte Entscheide treffen zu können1,2,3. In früherer Forschung wurde argumentiert, dass dieses Wissen allein, aber nicht direkt zu einer erhöhten Bereitschaft führt Daten bereitzustellen. Um zu ergründen, warum Nutzer:innen der Posmo-Apps und unsere Genossenschaftsmitglieder Daten spenden, werden Ergebnisse aus dem Projekt “Datenspenden für Gemeinnützigkeit” und aus unserer Genossenschaftsumfrage im Folgenden dargestellt.
Im Rahmen des Projekts “Datenspenden für Gemeinnützigkeit” haben 1728 Personen an einer quantitativen Nachbefragung teilgenommen. In dieser Nachbefragung wurden Angaben zu persönlichen Motivationen und Beweggründen zur Datenspende gemacht. Von den Teilnehmenden waren 44,44 % aktive Datenspender:innen. Die Teilnehmenden waren hauptsächlich Studierende und Mitarbeitende der Universität Zürich. Im Rahmen der Genossenschaftsumfrage haben 24 Genossenschaftsmitglieder der Posmo Genossenschaft Schweiz teilgenommen und Angaben zu ihren jeweiligen Motivationen zur Datenspende gemacht.
Wie wir mit unseren Daten die Gesellschaft gestalten
Datenspende für Gemeinnützigkeit
Das Projekt “Datenspende für Gemeinnützigkeit” haben wir von Mai 2022 bis Oktober 2023 gemeinsam mit der Stiftung Risikodialog zusammen mit der Universität Zürich, der Stadtentwicklung Zürich mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz umgesetzt. Ziel war es, die gesellschaftliche Akzeptanz der Datenspende und deren Chancen und Herausforderungen zu ergründen
Dazu wurden die Bewohner:innen der Stadt Zürich auf diversen Kommunikationskanälen zur Teilnahme am Projekt durch ihre Datenspende eingeladen. Bei der Verbreitung der Inhalte haben wir uns auf Social Media Kanäle fokussiert. Auf LinkedIn und in Newsletters wurden unterschiedliche Botschaften formuliert, um zu identifizieren, welche Elemente sich positiv auf das Verhalten der Datenspender:innen auswirken. Ausserdem wurden insgesamt 1000 Flyer verteilt. Das online Stadtjournal Tsüri.ch erwähnte das Projekt in ihrem Newsletter und verfasste einen Artikel. Das Projekt inkludierte zusätzlich E-Mail- Kommunikationen und einen Stand an der Zürich Cycle Week. Die über 350 Teilnehmer:innen wurden während des Projekts im Frühjahr 2023 in einerUmfrage zu ihrer Motivation befragt.
Die neue Form des sozialen Engagements
Im Rahmen des Projekts “Datenspenden für Gemeinnützigkeit” hat sich gezeigt, dass Menschen grundsätzlich eine Bereitschaft zur Datenspende zeigen. Die Mehrheit der Teilnehmer:innen (71.43%) gibt an, persönliche Daten generell für die Stadtentwicklung zur Verfügung stellen zu wollen5. Die Hauptmotivation für die Datenspende ist der Wunsch, positive gesellschaftliche Auswirkungen zu erzielen. Die Befragten des Projekts waren sich einig, dass Daten ein wertvolles Gut sind, das genutzt werden sollte, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Neben der Motivation ist auch die technische Umsetzung und die Handhabung der App entscheidend für die Bereitschaft zur Datenspende. Die App muss einfach und intuitiv zu bedienen sein und den Nutzer:innen Sicherheit geben, dass ihre Daten vertraulich behandelt werden. Monetäre Anreize spielten für Teilnehmende des Projekts eine untergeordnete Rolle.
Die Ergebnisse des Projekts unterstreichen die Bedeutung einer gezielten und angepassten Kommunikation. Wenn Menschen verstehen, welchen Zweck die Datenspende hat und wie ihre Daten verwendet werden, sind sie eher bereit, ihre Daten zu spenden.
Posmo-Genossenschafter:innen: Daten als Werkzeug für den Wandel
Die Ergebnisse des Projekts zur Datenspende für Gemeinnützigkeit decken sich mit den Ergebnissen unserer im Herbst 2023 durchgeführten Genossenschaftsumfrage. In dieser Umfrage wurden unsere Genossenschafter:innen zu ihrer Motivation, bei Posmo Mitglied zu sein, befragt.
Datenspende aus Überzeugung
Rund 75 % der Genossenschafter:innen gaben an, sich für nachhaltige Mobilität engagieren zu wollen. 66,7 % der Genossenschafter:innen sind am Konzept der Datengenossenschaft interessiert. Dies zeigt, dass die Menschen Vertrauen in die Idee der Datendemokratie haben und sich für die Kontrolle über ihre eigenen Daten einsetzen wollen. Knapp die Hälfte (41,7 %) unserer Genossenschafter:innen interessiert sich generell für die Thematik der Mobilitätsdaten und sind deshalb Mitglied von Posmo. Den Genossenschafter:innen ist die Bedeutung von Daten für die Stadtplanung und die Verkehrssteuerung bewusst.
Die Posmo-Genossenschafter:innen sind ein gutes Beispiel dafür, wie die Datenspende in der Praxis funktioniert. Sie sind motiviert, ihre Daten zu spenden, um einen Beitrag zum wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt zu leisten. Datenspende wird bei Posmo Genossenschafter:innen auch als eine Möglichkeit des sozialen Engagements und der Verantwortungsübernahme gegenüber der Gemeinschaft betrachtet.
Interesse an persönlichen Mobilitätsdaten
Neben den gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen ist auch das persönliche Interesse am eigenen Mobilitätsverhalten einer der Hauptmotivation für die Datenspende. Die Genossenschaftsumfrage hat ergeben, dass Teilnehmende sich für die CO2-Emissionen, die aufgrund des eigenen Verhaltens ausgestossen werden, von Interesse sind. Ausserdem interessieren sich Posmo Genossenschaftsmitglieder für zurückgelegte Distanzen und die historischen Daten, die in der App ersichtlich sind. Dieses Interesse an den eigenen Mobilitätsdaten weist auf ein Bewusstsein für die individuellen Auswirkungen des eigenen Verhaltens hin. Alle unsere Mobilitätsentscheidungen zusammen beeinflussen die Lebensqualität in Städten und damit unser Gemeinwohl.
Technische Herausforderungen und Lösungen
Die Ergebnisse der Genossenschaftsumfrage und des Projekts "Datenspenden für Gemeinnützigkeit" zeigen, dass es einige technische Herausforderungen bei der Datenspende gibt, die wir angehen werden.
Energieverbrauch der App
Der Energieverbrauch der App ist eine der häufigsten Herausforderungen von Datenspender:innen. Aufgrund dieses Feedbacks haben wir die Energieeffizienz der App bereits überarbeitet.
Standorttracking und Benutzerfreundlichkeit
Die App muss einfach und intuitiv zu bedienen sein. Dies ist wichtig, um die Akzeptanz der Datenspende zu erhöhen. Wir arbeiten daran, die App benutzerfreundlicher zu gestalten und so die Datenspende für die Nutzer:innen attraktiver zu machen. Ausserdem ist es wichtig, die richtige Verwendung der App zu kommunizieren. Damit der Standort aufgezeichnet werden kann, muss die App im Hintergrund stets laufen. Die Teilnehmenden dürfen die App nicht aus versehen schliessen. Lösungsansätze in diesem Zusammenhang sind beispielsweise Push-Nachrichten, die Nutzende darauf hinweisen können, dass die App nicht geschlossen werden darf.
Die technischen Herausforderungen sind eine Chance, die Datenspende noch einfacher zugänglich zu machen.
Datenspende als Zukunftsmodell?
Die Ergebnisse der beiden Befragungen zeigen, dass Menschen grundsätzlich bereit sind, ihre Daten zu spenden, wenn sie davon überzeugt sind, dass diese Daten einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Dies ist die wichtigste Motivation für die Datenspende. Eine weitere Motivation ist das persönliche Interesse am eigenen Mobilitätsverhalten.
Die technischen Herausforderungen bei der Datenspende sind lösbar und werden von Posmo aktiv angegangen. Durch eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit und Kommunikation können die technischen Herausforderungen beseitigt und die Datenspende noch einfacher zugänglich gemacht werden.
Die Datenspende ist eine reale Möglichkeit, um die Gesellschaft zu verbessern. Sie haben das Potenzial, unsere Gesellschaft nachhaltiger, effizienter und lebenswerter zu machen.
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